13. Bildstock mit Gnadenstuhl
Standort:
am südlichenOrtsende von Olbersdorf
48°31,43 nördl.Br.
15°45,12 östl.L.
Beschreibung:
Sockel mit Säule und figuralem Aufsatz
(Gnadenstuhl)
Maße:
Inschrift am Sockel gegen Südwesten:
1800
Entstehungszeit:
1800
Basisplatte: 150 x 150cm
1.Sockel: 80 x 80cm; Höhe: 25cm
2.Sockel: 37 x 37cm
Gesamthöhe: ca. 350cm
Zur Geschichte des Bildstockes
Wie uns die Josephinische Landesaufnahme zeigt, stand am Ende des 18.Jh. hier ein Holzkreuz, das offenbar 1800 durch einen
steinernen Bildstock ersetzt wurde. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Säule durch wild wucherndes
Buschwerk „bedrängt“ und teilweise überragt. 1982 hat Frau Krista in Olbersdorf die Anlage dankenswerter Weise neu gestaltet.
Die Familie des Georg Schnaitter
Zur Deutung der Jahreszahl 1800 am Bildstock sei folgendes angeboten: Vorausgeschickt muß werden, daß das Nö Landesarchiv in
seiner Expositur Bad Pirawarth riesige Bestände von Niederösterreichischen Herrschaftsakten verwahrt. Seit einiger Zeit sind sehr
viele dieser Akten – gescannt von Mitarbeitern der Genealogischen Gesellschaft FamilySearch – sehr gut aufbereitet im Internet
(https://familysearch.org/at) frei zugänglich, sodaß sie bequem eingesehen und verarbeitet werden können. Dort findet sich unter
den Akten der Herrschaft Ravelsbach die Inventur Uiber das, von dem den 8.Juny 801. Verstorbenen Georg Schnaidter, Inwohner
zu Olbersdorf hinterlassene Vermögen, die zum Errichter des „1800er“ Bildstockes führen könnte:
Dieses Inventar beginnt mit dem bei Inwohnern durchaus ungewöhnlichen Aktivstand von 30 Floren baarem Geld – Kleidung und
die Bettstatt sind jeweils mit 10 Floren bewertet. Nun hatte aber der Erblasser bei einigen Dorfbewohnern ziemliche Außenstände zu
fordern, sogar bei seinen Schwiegersöhnen für verkaufte Grundstücke. Das allein zeigt, daß der Erblasser in Gelddingen sehr bewußt
umgegangen sein muß. Ein Blick auf seinen Lebensweg ist also angebracht:
Der 1734 geborene Johannes Georg Schnaitter übernimmt 1757 das väterliche Anwesen. Die Maria Theresianische Fassion (1752)
beschreibt die Ortschaft: Allhier seynd die Gründ sehr schlecht, und Stainig, die mehresten Öedt, und gehet das wenige Viech auf
den öeden herum, der Ursachen kein Gmain=Wayd zu nennen. So gehören zum Schnaitter’schen Haus – es ist die spätere Nr. 1 in
Olbersdorf – nur zwei bebaute kleine Äcker und Hintern Hauß ain Graß=Gärtl. Vor seiner Hochzeit 1757 mit Anna Maria Polster
aus Baierdorf ist Georg Schnaitter eigentlich arm, das Heiratsgut der Braut ist sicher beachtlich, sodaß der Aufstieg des Georg
Schnaitter beginnen kann. Doch Anna Maria stirbt Ende Oktober 1758 bei der Geburt ihres ersten Kindes und Georg Schnaitter
heiratet bereits Anfang 1759 die 36jährige Catharina geb. Kronawether aus Ronthal – verwitwe Trumlerin aus Ronthal, danach
verwitwete Schredlin aus Bösendürnbach, die drei minderjährige Kinder mit in die Ehe bringt.
Dem Schnaitter schenkt sie noch vier Kinder, von denen die Theresia im jugendlichen Alter stirbt, die drei weiteren – Katharina,
Regina und Magdalena - in die Olbersdorfer Familien Berger und Schredl einheiraten. Schon 1764 ist Georg Schnaitter Ortsrichter
bzw. Ravelsbacher Grundrichter und er behält das Amt bis in die 80er Jahre. Er muß also hautnah die Probleme bei Heirat, Todfall
und Verlassenschaft seiner Zeitgenossen miterleben und das beeinflußt seine eigene Lebensentscheidungen!
Er verkauft 1793 seine eigene Behausung No 1 in Dorf Olberstorf der Herrschaft Ravelsbach unterthänig seinem zukünftigen
Schwiegersohn Johann Georg Schredl um 500 Gulden. Es fließt allerdings kein Geld, denn die Summe wird als Heiratsgut der
Regina, bzw.als ihr mütterliches Erbteil deklariert. Es wechseln immerhin 5 Joch Acker, 4 Joch Holz, das Haus mit eingerichtetem
Weinkeller den Besitzer. Georg Schnaitter sichert sich mit einer ausgedehnten Ausnahme lebenslang im Haus die weitere
wirtschaftliche Existenzgrundlage. Zur Eigenversorgung behält er einige Grundstücke, den Rest verkauft er den beiden anderen
Schwiegersöhnen Lorenz Berger und Franz Karl Schredl, die allerdings den Kaufpreis schuldig bleiben müssen. So kommt es, daß
1801 nach dem Tod des Georg Schnaitter das Inventar große Ausstände ausweist. Selbst Anton Pojer/Poiger, Fleischhauermeister in
Mühlbach, steht mit 100 Gulden in der Kreide. Im leider nicht erhaltenen Testament bestimmte der Abgeleibte auf Messen 30
Gulden nach Mühlbach, 5 Gulden nach Zemling und dem Armeninstitut beachtliche 10 Gulden. Für die Kapelle in Olbersdorf, deren
Bau erst nach 1787 begonnen worden war und die 1801 zumindest in Bau war, vermachte Georg Schnaitter 8 Floren. Weitere 8
Gulden – damals ungefähr der Wert einer Kuh – hatte der Schnaitter zur Anschaffung eines Kreuzes bestimmt. Mit großer
Wahrscheinlichkeit ist dieses Kreuz der Bildstock mit der Jahreszahl 1800, die ja der Ausgangspunkt unserer Überlegungen war.
Georg Schnaitter war also an der Errichtung dieses Bildstockes zumindest beteiligt.